Ausbeute: Letzte Tage als geladene Diebin (Woche 14)

Rucksäcke mit Zug

Meine Rucksäcke am Stuttgarter Hauptbahnhof

Das war’s. Drei Monate sind um. Meine Zeit als Stadtschreiberin ist vorbei – am Donnerstag fahre ich zurück nach München. Mein Gepäck besteht, wie auf der Hinfahrt, aus drei Rucksäcken. Obwohl es von außen nicht so aussieht, nehme ich mehr von Rottweil mit, als ich hergebracht habe. Ein Abschied in sechs Listen.

Abschiede und letzte Male (Momente der Woche)

  • Letzte Schreibwerktstatt: Am Montag leite ich interessierte Schüler des Droste-Hülshoff-Gymnasiums zum Schreiben an – es entstehen witzige neue Figuren mit unwahrscheinlichen Eigenschaften.
  • Letzte Veranstaltung: Am Dienstag verabschieden mich Herr Stegmann von der Stadt Rottweil und Antonia Löffler, Haussprecherin des Konvikts, offiziell aus dem Amt.
  • Letzte Amtshandlung: Bei meiner Verabschiedung blicke ich in einer Rede auf meine 9 ½ Lieblingsmomente in Rottweil zurück – Teil meiner Ausbeute als „geladene Diebin“ (so beschrieb Johann Reißer bei der Amtsübergabe die Aufgabe des Stadtschreibens).
  • Letztes Mittagessen im Konvikt: Am Mittwoch verabschiedet mich Herr Dr. Fiedler vor den versammelten Konviktoren mit ein paar schönen Andenken an das Konvikt.
  • Letzter Abend: Das meiste ist gepackt, allmählich wird es ernst. Meiner Einladung zum Abschiedsumtrunk (mit jugendfreundlichen, alkoholfreien Obstsäften und Schorlen) folgen die Konviktoren aus dem harten Kern meiner Schreibwerkstatt. Es wird ein geselliger Abend mit Anekdoten aus dem Konviktsleben, lustigen Videos (Do you like my decorations?) und Musik (auf Vorschlag eines Anwesenden: Fall Out Boy).
Fotogenes Rottweil: 1 von 2000 Bilder aus meiner Zeit als Stadtschreiberin

Fotogenes Rottweil: 1 von 2000 Bilder aus meiner Zeit als Stadtschreiberin

Was ich aus Rottweil mitnehme

  • drei Rucksäcke
  • vier Rottweiler Teemischungen und handgeschöpfte Schokolade (Abschiedsgeschenk der Stadt Rottweil, inspiriert von der Lektüre meines Blogs)
  • ein neues, praxiserprobtes Veranstaltungsformat („Schreibsport“: Live-Schreiben auf Bestellung des Publikums und unter den Augen desselben bei Live-Musik)
  • die gesammelten Werke Franz Kafkas (Abschiedsgeschenk der Jugendschreibwerkstatt)
  • wunderschön sonnige Herbsteindrücke
  • viel Wertschätzung und positive Rückmeldungen zu meinen Texten
  • ein angefangenes Manuskript (das noch etwas Zeit braucht …)
  • über 2000 Fotos

Zitat der Woche

„Wer abholt, der muss auch zurückbringen“ (Christiane Frank vom Kulturamt Rottweil über das Angebot, mich [und meine drei Rucksäcke …] zum Bahnhof zu fahren)

Dialog der Woche

– Hast Du ein Meerschweinchen?
– Nein.
– Oh, wie süß!

Gipsfiguren

Ergebnis aus der Werk AG: zwei Gipsfiguren (links)

Was ich vermissen werde

  • die thematisch wild mäandernden Gespräche der Konviktoren
  • das 3-Gänge-Mittagessen
  • die Werk AG
  • die stillen, langen Vormittage im Konvikt
  • das Läuten der Glocken, das anzeigt: Ein neuer Tag beginnt
  • beim Frühstück zwischen zwei Zeitungen wählen zu können
  • mich weder um Abwasch noch Putzen kümmern zu müssen
  • die geselligen wie produktiven Abende in der Jugendschreibwerkstatt
  • die Stille im Konvikt zwischen 2 und 5 Uhr morgens
  • die Spaziergänge in und um Rottweil (die kurzen Wege ins Grüne!)
  • das Bloggen als Stadtschreiberin
  • Kaffeetrinken, Spazieren und Gespräche mit Christiane Frank
Figurensteckbriefe

Andenken an die Schreibwerstatt: Figurensteckbriefe

Was ich nicht vermissen werde

  • den leichten Schlaf unter der kurzen Federdecke
  • häufige Fehlermeldungen beim Versuch, das WLAN zu nutzen
  • das Läuten der Kirchenglocken, wenn ich am Wochenende ausschlafen will
  • die Essenszeiten (kurzes Mittagessen, frühes Abendessen)
  • Frieren beim Frühstück
  • Toilettenpapier im Einzelblattspender
  • Asymmetrisches Sie-Duzen (geduzt werden von Menschen, die man siezt)

Worauf ich mich freue

Zettel an Klotür

Praktische Anleitung auf der Innenseite einer Klotür im Konvikt

  • mein Bett (mit der langen Decke ohne Überreste toter Tiere Federn)
  • stabiler Internetzugang ohne Zeit- oder Volumengrenze
  • Freunde in München treffen
  • selbstbestimmte Essenszeiten
  • mein Zimmer nicht abschließen müssen
  • eigenes Klo
  • eigene Dusche
  • Toilettenpapier in Rollen
  • weniger frieren
  • die Auswahl zwischen mehreren Kinos
  • mehr Bücher – meine kleine Bibliothek und die großen öffentlichen Bibliotheken in München
  • längere Öffnungszeiten (außer bei Supermärkten)

Herzlichen Dank

  • dem Kulturamt Rottweil, ganz besonders Christiane Frank (weltbeste Stadtschreiber-Betreuerin, Lesungs-Organisatorin und Spaziergangs-Initiatorin!) sowie Herrn Schaffert und Anne Probst
  • Herrn Dr. Fiedler und allen Konviktoren für die freundliche Aufnahme im Konvikt
  • den Teilnehmenden an der offenen Jugendschreibwerkstatt, vor allem Angelika Probst, Laura Kraemer und Robin Hagenbach, die ihre Texte bei meiner Verabschiedung gelesen haben
  • allen Ermöglichern und freundlichen Begleitern des Stadtschreiberstipendiums
  • den Lesern und Kommentatoren meines Blogs (denen ich den einen oder anderen Tipp verdanke!)

Weiterlesen

Auf den Geschmack gekommen? Wer weitere Texte von mir lesen möchte, findet Lesetipps auf der Bücher-Seite.

6 Gedanken zu „Ausbeute: Letzte Tage als geladene Diebin (Woche 14)

  1. Liebe Carola,
    es hat Spaß gemacht, dich begleitet zu haben; werde Rottweil wohl vermissen, obwohl ich noch nie da war. Daran bist du „schuld“ … 😉
    Jetzt freue ich mich aber auf alles Weitere von dir.
    Ganz liebe Grüße und frohe Festtage
    Britt

    • Liebe Britt,
      ganz lieben Dank für die netten Worte – das freut mich! 🙂
      Liebe Grüße aus München und schöne Feiertage,
      Carola

  2. Hallo Carola,

    schön war es Dich kennenzulernen und schön wird es sein Dich an Fasnet hier wieder zu sehen.

    LG

    Michael

    PS.: 2000 Bilder … ich dachte Du wärst Stadtschreiberin und nicht Stadtfotografin …

    • Hallo Michael,
      Danke 🙂 Fasnet – ich werde schauen, ob ich es nach Rottweil schaffe.
      Liebe Grüße, Carola
      PS: Ich war auch überrascht, dass so viele Fotos zusammengekommen sind. Ist halt einfach fotogen, Rottweil 🙂

  3. Liebe Carola,
    wir werden Dich vermissen!
    Danke für Deine schönen Gedanken zu und Deine schönen Fotos von Rottweil :-).
    Würde mich freuen, wenn Du mal wieder vorbeischaust.
    Alles Liebe
    Jane

  4. Liebe Carola,

    ich schließe mich an: es hat so viel Spaß gemacht, dich nach und in Rottweil zu begleiten! Im Gegensatz zu Britt kenne ich es ja sogar ein bißchen und konnte mir manches in Erinnerung rufen.
    Um die Worte von Christiane Frank (in abgewandelter Form) zu übernehmen: Wer den Herbst in Rottweil verbracht hat, der MUSS zur echten Fasnet zurückkehren! Das ist mein zweiter Tipp mit Genuß- und Erlebnis-Garantie: ich verspreche dir, dass du es nicht bereust.

    Ein gutes Zuhause-Ankommen und wunderschöne Weihnachtstage wünsch ich dir!
    Auf bald!
    Ulrike

    P.S. Das mit der Musik aus der letzten Woche: doch, einiges werden wir sicher gemeinsam haben. Wir können das ja mal weiter testen. Gestern bekam ich die Empfehlung für weihnachtliche Musik einer etwas anderen Art: „It’s Snowing On My Piano“ von Bugge Wesseltoft – unsere bekannten Melodien in sanfter Piano-Jazz-Version. Vielleicht wär das auch was für dich?

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